Ein Lied für den sterbenden Tod? It´s showtime! Zwischen Teleshopping Requiem, digitaler Himmelfahrt und Business Séance.
DEATH WILL BE TELEVISED
Der Wunsch nach Unsterblichkeit ist so alt wie die Menschheit. Lebewesen sind Sterbewesen. Das Bewusstsein über die eigene Endlichkeit hat die Menschen seit jeher dazu getrieben, Auswege zu suchen. Am Horizont der Wissenschaft nimmt der Mensch nun eine ganz neue Dimension von Schöpfertum an. Er will bis über das Leben hinaus Regisseur seiner eigenen Geschichte bleiben. Wie lange ist der Tod noch sicher? Technologie und Forschung schreiten Hand in Hand voran. Die Grenzen des Möglichen haben sich in den letzten Jahren rasant verschoben.
Tod – heilbar wie eine Krankheit? Nur eine Ruhepause im Tiefkühltank? Überwindbar durch Mind-Uploading? Was nach Science-Fiction klingt, hat schon begonnen.
Suchmaschinenkonzerne und Biotechnologieunternehmen schließen sich zusammen, um effektivere Methoden gegen die menschliche Alterung zu entwickeln, während die ersten Toten schon online gehen und virtuell weiter leben. Bereits jetzt kann man auf Online-Plattformen zu Lebzeiten seinen Avatar füttern, so dass er nach dem eigenen Tod weiterlebt und mit den Hinterbliebenen kommunizieren kann. Der Rausch der Virtualität hat die Ewigkeit erfasst. Konserviert werden nicht die sterblichen, sondern die digitalen Überreste. Muss noch für das Seelenheil der Verstorbenen gebetet werden oder brauchen wir nur gute Firewalls und Virenschutzprogramme, damit das virtuelle Bewusstsein nicht von Viren zerfressen, illegal gekreuzt oder durch Hacker gestört wird?
Quantified-Self und Selbstoptimierung schreiten zum Tode hin und darüber hinaus, werden zu Strategien gegen das Ende. Auch Mind-Uploading ist längst nicht mehr nur ein Begriff sondern Forschungsgebiet. Wir bestehen aus neuronalen Netzen, aus Informationen. Was brauchen wir also, um Wesen und Verstand eines Menschen in den Cyberstore upzuloaden? Den Inhalt des Gehirns in Bits zu überführen, unsere Erinnerungen, unsere Persönlichkeit, um sie dann mit Lichtgeschwindigkeit durch die Galaxie zu senden? Einen Avatar mit unserem Datensatz und Bewusstsein auszustatten? Wir könnten unendliche Sicherheitskopien anfertigen – echte Unsterblichkeit? Der Tod des Todes!
Warum sollte man da nicht unternehmerische Töne anschlagen? Wieso sollte es in einem Requiem nicht wie bei einer Verkaufsshow zugehen? Communio Lux Aeterna – die ewige Bildschirmhelle am Ende des Tunnels.
Auf der Bühne entsteht ein dystopischer Hybrid aus Musical, Totenmesse und Fernsehshow. Ein digitaler Totentanz, der dem uralten Unsterblichkeitswahn, der Einsamkeit, dem Trost virtueller communities und dem Wert des leiblichen Lebens nachspürt. Hier tritt die Unsterblichkeit als Visionär und Jungunternehmer auf, mit einem großen Ziel: die biologische Lebensverlängerung durch die digitale Unsterblichkeit abzulösen.
Theater, Fernsehen und world wide web – Tausende von Bühnentoden, 15 minutes of fame und ein fraktales Medium treffen aufeinander. Betretet mit uns ein Übergangs- und Zwischenreich, in dem die Vision regiert. Berauscht euch an den Möglichkeiten eurer Datensätze, während wir in unsere eigene Ferne sehen. In den Ruinen der Television singen die Toten von morgen: Who wants to live forever?!
Westfernsehen bleibt sich treu, eine Fernsehshow für die Theaterbühne, und wagt zugleich ein neues Genre: ein Einpersonen-Musical über die Virtualisierung von Tod und Jenseits in unserer Gegenwart. Ein “klassisches Deathical”. Leipziger MusikerInnen komponieren extra für DEATH WILL BE TELEVISED facettenreich ihr Lied vom Leben und vom Sterben.
DEATH WILL BE TELEVISED ist eine Produktion von westfernsehen in Koproduktion mit LOFFT – DAS THEATER.
Gefördert von der Stadt Leipzig, Kulturamt.